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Nordlichter:

Schon von klein an übten die Nordlichter eine Faszination in mir aus. So wundert es auch kaum, dass mein Umfeld fast alle wissen, dass ich ein wenig süchtig danach bin. Dementsprechend oft bin ich im hohen Norden anzutreffen. Scheinbar schwärme ich danach so oft von dem atemberaubenden Phänomen, dass schon der eine oder andere auch eine Reise zu den Nordlichtern plant. Oft taucht dann schnell mal Fragen auf à la: Wann sind die Chancen am besten, die Nordlichter zu sehen? Sehen die Lichter wirklich so grün aus wie auf den Fotos? Wie fotografiert man die Lichter?

Gerne versuche ich dazu, meine Erfahrungen weiter zu geben. Aber: Nordlichter sind ein Naturphänomen, und diese lassen sich (leider, oder zum Glück) nicht zu 100%planen. Deshalb schätze ich mich jedes Mal unendlich glücklich, wenn die Nordlichter am Himmel tanzen. Und falls doch einmal kein Licht auftauchen sollte, hat man einen Grund nochmals zu kommen. Von dem her ist eine Reise in den Norden sowieso eine Reise wert.

  • das Wichtigste zu Beginn: Geduld, Geduld und nochmals Geduld mitbringen. Ansonsten ist das Frustrationspotential sehr hoch
  • das Zweitwichtigste: sich darauf einstellen, mit wenig Schlaf auszukommen
  • Jahreszeit: meine besten Erfahrungen habe ich bis jetzt Anfang März gemacht. Nicht nur, dass dann statistisch gesehen die meisten und stärksten Nordlichter auftreten. Auch die Tageslänge ist optimal, so dass man auch abgesehen von den Nordlichtern etwas unternehmen kann. Bsp. war ich einmal an Weihnachten in Island – auch wunderschön und mit einem Nordlicht als Weihnachtsgeschenk – aber die kurzen Tage zehren schon an den Kräften
  • Vollmond oder Neumond: oft wird gesagt, dass man nur bei mondlosen Nächten auf die Nordlicht-Jagd gehen soll. Doch ich kann das nur bedingt bestätigen. Klar kann das Mondlicht die Nordlichter überstrahlen, dies aber vor allem bei schwachen Lichtern (und wir wollen ja eigentlich nur die starken Nordlichter sehen;) Und bei Vollmond werden natürlich weniger Sternen abgelichtet auf Fotos. Dafür können die Lichter fast schon ohne Spiegelreflexkamera eingefangen werden. Bei Neumond dagegen ist das Fotografieren anspruchsvoller (mehr dazu). Deshalb würde ich bei der Planung nicht zu sehr auf die Mondphase achten, in den Zwischenphasen kann man aber nicht viel falsch machen.
  • Uhrzeit: Statistisch gesehen und auch aus Erfahrung kann ich vor allem die Zeitspanne von ca. 22.00 bis 24.00 Uhr empfehlen, um die Lichter zu sehen. Selten habe ich nach Mitternacht noch stärkere Nordlichter gesehen, aber vielleicht war ich dann einfach schlafend im Bett;)
  • Auswahl der Lokalität: bis jetzt kann ich nur von Nord-Norwegen, Nordisland und Schwedisch Lappland erzählen. Empfehlen kann ich grundsätzlich jede dieser Regionen, die Chancen auf Nordlichter sehe ich aber in Schwedisch Lappland am besten. In Tromsø und Umgebung ist es zwar aufgrund des Golfstroms relativ mild, es hat aber sehr wechselhaftes Wetter und der Himmel ist oft bewölkt (und was gibt es Schlimmeres, als eine gute Nordlicht-Prognose bei bewölktem Himmel?). Deshalb lieber wie im Schwedischen Abisko die Kälte in Kauf nehmen, dafür aber weniger wolkenverhangene Nächte (mehr dazu). Wichtig finde ich auf jeden Fall, eine Unterkunft zu suchen, von welcher aus man direkt die Lichter sehen könnte, ohne zu grosse Lichtverschmutzung Jedes Mal mit dem Auto auf die Jagd zu gehen, wäre für mich zu umständlich.
  • Kleider: Als riesen Gförli kann ich nur ans Herzen legen: lieber mal zu viel einpacken und anziehen als zu wenig. Denn man steht bestimmt mehrere Stunden draussen und da wäre es jammerschade, wenn man aufgrund der Kälte ein Nordlicht verpassen würde. Ein paar Kleider-Tipps für Kältegeplagte dazu habe ich im Beitrag übers Raynaud-Syndrom geschrieben. Mit dicken, schnell ein- und ausziehbaren Handschuhen, warmer Kappe, Pullover/Jacken im Zwiebelprinzip, Winterschuhen und Regenhosen gegen den Wind, ist ein Normalsterblicher allerdings schon gut bedient
  • Apps und Websites: Gemütlich am Feuer drinnen zu sitzen und die Prognosen prüfen – unerlässlich, wenn man nicht draussen erfrieren will. Zum Glück gibt es heutzutage viele gute Anbieter mit recht genauen Prognosen. Bsp. die All Sky Cameras sind extrem nützlich. Sobald auf den Aufnahmen ein grüner Schimmer erscheint: Kleider anziehen, nach draussen stürmen und hoffen, dass aus dem grünen Schimmer ein Monster-Nordlicht ensteht. Übrigens viele Nordlichter beginnen mit einem grünlichen Band über dem ganzen Horizont. Dieses muss man nun geduldig beobachten, in Minutenschnelle kann sich eine Corona – die Königsform des Nordlichts – entwickeln. Weitere gute Websites mit Prognosen:
    • Aurora Forecast (grobe Trend-Prognosen)
    • F5 weather (kurzfristige Prognosen)
    • UIT Tromsø
    • Vendur (Island)
    • Aurora Sky Station (Abisko)
      Allerdings kann man nie 100% auf die Prognosen setzen. Manchmal kann sich auch ein prognostiziertes Nordlicht der Stärke 2 (Skala geht von 1 bis 9) in ein wahres Meisterwerk entpuppen. Deshalb ist ein regelmässiger Gang nach draussen unerlässlich.
  • Fotografieren vs. Geniessen: Tipps und Tricks für ein erfolgreiches Fotografieren gibt es zahlreiche im Internet (bspw. im Blog von Thomas Guthmann oder einem sehr guten englischsprachigen Artikel auf NighSkyPix). Deshalb kann/will ich hierzu nichts fachsimpeln, sondern ans Herzen legen: vor lauter Kameraeinstellungen nicht vergessen, die Nordlichter nicht nur durch das Objektiv, sondern auch in real zu geniessen! Natürlich ist es nach dem Spektakel super, eine Erinnerung daran zu haben. Doch diese vor Ort zu erleben mit all ihren Facetten und Bewegungen ist nun mal das wirklich Unfassbare. Deshalb lieber ein, zwei schöne Fotos schiessen – oder schiessen lassen durch den Freund – und danach die Nordlichter einfach nur noch geniessen. Auf dem Rücken im Schnee geht dies überaus ausgezeichnet (360° Sicht:)

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