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Flugstunden: Die erste grosse Ferienreise mit Kind führte uns nach Sizilien. Der Knopf war neun Monate alt und es war Zeit, ihm die Heimat seiner Grosseltern zu zeigen.

Aller Vorfreude zum Trotz, je näher die Ferien rückten, desto nervöser wurde ich. Meine ansonsten hochgehaltene Souveränität bröckelte dahin wie die Räder meines in die Jahre gekommenen Rollkoffers. Nächtliches Intensiv-Googlen brachte keine Entspannung – im Gegenteil. Was, wenn das Kind den Druckausgleich nicht bewältigen kann? Wie unterhalten wir den zappeligen Kleinen während der Reise? Was muss unbedingt mit, was kann getrost zuhause bleiben?

Los gehts.

Packen gehörte noch nie zu meinen Kernkompetenzen. Doch reichte früher ein Rucksack im Handgepäck für eine Woche Urlaub aus, holten wir dieses Mal die grossen Koffer aus dem Keller. Denn Kleider, Spielzeug und Windeln türmten sich bereits Tage vor der Abreise in die Höhe. Auf babywalz.ch fand ich schliesslich diese Checkliste, die mir das organisierte Kofferpacken sehr erleichterte.

Andere Fragen hingegen blieben unbeantwortet: Darf man heisses Wasser für den Schoppen mit an Bord nehmen? Wie sieht’s mit Brei in Gläschen aus? Ein kurzer Anruf bei der Fluglinie schaffte Klarheit: Auf Kurzstreckenflügen sind Tagesrationen an Babynahrung und heisses Wasser zur Zubereitung erlaubt. Die Crew ist beim Aufwärmen aber auch gerne behilflich. Als Mutter eines heiklen Essers war die Lunchbox bei Abreise schliesslich mit drei Sorten Gemüse- und drei Sorten Früchtebrei sowie diversen Getränken gefüllt. Nun, wer definiert denn schon eine «Tagesration»? Dann ist mein Kind eben ein hungriges Kind… Ach ja, und hab ich eigentlich schon erwähnt, dass der Flug nur knappe zwei Stunden dauert?

Check-In und Sicherheitskontrolle.

Positiv überrascht war ich vom Check-In am Flughafen Zürich. Für den Kinderwagen erhielten wir eine Etikette, die es uns erlaubte, den Wagen bis zur Flugzeugtür mitzunehmen. Zusammengeklappt werden die Kinderwagen als Letztes eingeladen, bei der Ankunft als Erstes wieder ausgeladen und stehen somit gleich nach der Landung bereit.

Sicherheitskontrolle: Während der Mann munter Sportmoderatoren des Schweizer Fernsehens verwechselte («Ach, Sie sind doch der Sascha Ruefer, gället Si?» – «Ähm, nei.»), hievte ich Handgepäck und Kinderwagen einhändig aufs Rollband. Die «Tagesration» Brei und die diversen Trink- und Thermosflaschen wurden in eine ominöse Box gepackt und auf – ja worauf eigentlich? – untersucht. Während ich mir noch Gedanken über die unterschiedliche Dichte von Sprengstoff und Rüeblibrei machte, erhielt ich die Babynahrung ohne weitere Fragen zurück. Weiter ging’s zum Gate.

Losfliegen.

Nach kurzer Wartezeit durften wir als erste ins Flugzeug steigen. Insgeheim hatte ich auf einen Platz mit etwas mehr Beinfreiheit als die in der Economy-Klasse üblichen zehn Zentimeter gehofft. Da aber viele andere Kinder an Bord waren, konnten nicht alle Wünsche berücksichtigt werden.

Als die Turbinen endlich starteten war die Nervosität plötzlich zurück. Völlig umsonst: Das Kind quietschte beim Start vergnügt, schaute gespannt aus dem Fenster und liess mich meine eigene Flugangst vergessen. Das in tagelanger Vorbereitung ausgeklügelte On-Board-Unterhaltungssystem kam gar nicht erst zum Einsatz. Als Beschäftigung reichte dem Kleinen ein Plastikbecher aus der Minibar, sowie die lustigen Locken des Vordermannes, die neckisch über die Rückenlehne schauten. Ob es für besagten Mitreisenden auch so lustig war, möchte ich an dieser Stelle nicht beurteilen…

Geschlaucht von der Aufregung verschlief das Kind dann auch die tolle Aussicht auf den Ätna, die holperige Landung sowie den grössten Teil der vierstündigen Autofahrt, die noch vor uns lag und die wir ob der ganzen Aufregung um den ersten Flug völlig verdrängt hatten. (Nur soviel: Das On-Board-Unterhaltungssystem kann dann doch noch zum Einsatz.)

Entspannte Rückreise.

Auch die Rückreise verlief übrigens gut. Kind (sowieso) und Eltern waren ferienbedingt entspannt. Ebenso locker gaben sich die sizilianischen Sicherheitskräfte am Flughafen Catania. Denen ist nämlich herzlich egal, wie viel Flüssigkeiten, Fläschchen und Breis sich im Handgepäck befinden. Schwangere und Familien mit Kindern werden dank eines separaten Eingangs ohne Kontrolle und Wartezeit einfach durchgewunken.

Mein Fazit:

  • Flugreisen mit gesunden Kleinkindern sind problemlos machbar. Je entspannter die Eltern, desto entspannter das Kind.
  • Kinder verhungern nicht auf zweistündigen Flügen.
  • Mitfliegende sind schreienden Babys gegenüber grundsätzlich tolerant. Ausser man besetzt während 20 Minuten das einzig funktionierende WC im Flugzeug, weil sich das Kind partout nicht wickeln lassen will. Dann wird’s ungemütlich.
  • Vorne sitzen, als Letzte einsteigen, Mutter-Kind-Plätze: Alles halb so wild – es geht auf Kurzstreckenflügen auch ohne. Aber setzen Sie sich wenn möglich hinter eine glatzköpfige Person. Das spart Kraft und Nerven.

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