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Wandern auf den Lofoten, Innehalten auf der Hurtigruten-Fahrt, ungläubiges Staunen über Nordlichter und Beobachtungen von Rentieren und Elchen in Nordland und Finnmark: eine Reise wie sie im Bilderbuch steht.

Schon lange plante ich, den Norden von Norwegen einmal im Sommer zu bereisen. Normalerweise ist der Sommer reserviert für eine Fahrt mit dem Campingbus nach Süd- und Mittelnorwegen. Doch leider sind die Lofoten zu weit weg für zwei Wochen, deshalb wurde für einmal eine Ausnahme gemacht: Norwegen per Flugzeug im Sommer. Allerdings wurden aus den eigentlich geplanten Sommerferien in diesem Sinne nichts, denn die Sommersaison war Ende August schon vorbei für die Norweger, der herabfallende Regen zahlreich, Nordlichter übertrafen sich gegenseitig und in Kirkenes hatte schon der Herbst mit bunten Birkenblätter und Flechten Einzug gehalten. Aber das störte mich als Herbstliebhaberin nicht – mein geliebter, warmer Norweger-Pullover ist ja stets zur Stelle – und so hatten wir mit folgendem individuell zusammengestellten Programm die perfekte Frühherbst-Reise erleben dürfen.

  • Flug von Zürich mit SAS nach Trondheim
  • Nachtzug von Trondheim nach Bodø
  • Flug mit Widerøe von Bodø nach Svolvær (ich weiss, es würde vernünftigerweise auch mit dem Boot gehen, aber so ein Lofoten-Anflug musste irgendwie doch mal drinliegen)
  • 1 Woche Lofoten (Airbnb in Henningsvær und Insel Skrova)
  • Einschiffen auf das Hurtigruten-Schiff
  • Schiffahrt nach Kirkenes
  • Fahrt mit dem Mietauto nach Ekkerøy auf der Varanger-Halbinsel
  • 5 Tage Varanger-Halbinsel
  • Kirkenes
  • Flug zurück via Oslo nach Zürich

Eindrückliche Lofoten

Meine Faszination für Norwegen hatte vor fast genau 10 Jahren auf einer Interrail-Reise durch Skandinavien begonnen. Und zwar auf den Lofoten – sozusagen Liebe auf den ersten Blick. Seitdem hat es mich immer wieder auf die Inselkette nördlich des Polarkreises gezogen, meistens jedoch um im Winter die Nordlichter zu bestaunen. Nun war es endlich wieder soweit, die Lofoten wieder einmal ohne Schnee bewandern und bewundern zu dürfen. Der (Massen-) Tourismus prägt die Inseln leider jedes Jahr stärker und ich hoffe für die Einwohner, dass zukünftig ein gutes Mittelmass gefunden wird zwischen Tourismus und der gewünschten Abgeschiedenheit und Einsamkeit (guter Artikel dazu in der NZZ). Denn das Naturschauspiel ist einzigartig und gerade für Wanderer ein wahres Paradies.

Die Lofoten bieten Wanderungen zu unzähligen spektakulären Aussichtspunkten. Da fällt die Auswahl jeweils sehr schwer. Und das Wetter hat ja auch noch ein klein wenig mitzureden. Wir hatten leider viele Regentage und so nutzen wir die jeweils kurzen Regenpausen für kürzere Wanderungen – spektakulär sind diese ebenso.

  • Wanderung zum 400 m hohen Mannen bei Haukland auf der Insel Vestvågøy. Herrliche Sonnenuntergangs-Stimmung mit Blick auf die weissen Strände von Haukland
  • Wanderung zum 541 m hohen Festvågtind in Austvågøy mit wunderschöner Aussicht auf die Brücken und Inseln von Henningsvær
  • Wanderung zum 361 m hohen Tjeldbergtinden in der Nähe von Svolvær. Perfekt um kurz vor Sonnenuntergang hochzuspazieren
  • Wanderung auf der Insel Skrova hoch zum 258 m hohen Høgskrova. Die Aussicht aufs türkisfarbene Meer ist einfach unbeschreiblich und so wird einem klar, weshalb die Lofoten auch die Karibik des Nordens genannt werden.

Hierzu noch der Hinweis, dass man für die Lofoten definitiv kein Wanderanfänger sein sollte. Die Wege sind oft gar nicht oder schlecht markiert und oft auch nicht unbedingt für Schwindelfreie geeignet.

Übernachten in einem alten Öltank auf der idyllischen Insel Skrova

Ich würde jetzt nicht behaupten, dass es schon immer ein Traum von mir war, in einem alten Öltank zu übernachten. Doch seitdem ich zufälligerweise den Oljetanken auf Skrova entdeckt habe, bin ich nun anderer Meinung. Der ausgediente Öltank wurde von einer Privatperson eigenhändig innerhalb von 10 Jahren umgebaut und bot alles was das Herz begehrte. Das Erlebnis ist einmalig und der 360° Blick in der Lounge fast unbezahlbar. So waren wir dem stürmischen Wetter fast dankbar, konnten wir doch stundenlang gemütlich in der Hängematte liegen und die Insel Skrova beobachten. Diese hat jedenfalls für ihre kleine Grösse auch so einiges zu bieten: wunderschöne Strände, den Høgskrova zum Wandern, eine Outdoor-Fotoausstellung im alten Tunnel und das idyllische Flair eines Fischerdorfs.

Fischen und Pilze sammeln

Ich war schon viele Male in Norwegen unterwegs, allerdings immer ohne Angelrute. Dieses Mal wollte ich das ändern und so standen mein Freund ich nach dem Kauf der ersten Angelrute völlig überfordert und ehrfürchtig am Quai vor unserer Unterkunft mit einem Fisch an der Angel – wir hatten eben erst die Angel ausgeworfen. Bei diesem einen Fisch (Seelachs) ist es auch nicht geblieben, fast täglich durften wir Fisch essen: zum Mitagessen, Abendessen, und ja irgendwann hat man es auch gesehen.

Deshalb wechselte ich gerne für einen Tag die Angelrute mit dem Pilz-Körbchen und nach nur einer Stunde in einem nahegelegenen Wäldchen hatten wir schon ca. 10 prächtige Steinpilze gesammelt – die Norweger mögen zu unserem Glück scheinbar lieber die Eierschwämmli. Und so duftete bald die ganze Wohnung nach frisch gedünsteten Pilzen – als Abwechslung zum Fischgeruch …

Elche beobachten

Elche auf den Lofoten? Ja die gibt es tatsächlich. Einfach bei den Elch-Gefahrenschildern aufmerksamer sein als normalerweise und schon kann man mit ein wenig Glück auf einem Spaziergang bei gebührendem Abstand die majestätischen Tiere beobachten.

Mit den Hurtigruten von den Lofoten nach Kirkenes

Schon zum sechsten Mal hiess es ‚velkommen ombord‘ auf einem Hurtigruten-Schiff. Dieses Mal wagten wir uns mit der MS Richard With erstmals an die offene Seestrecke der Barentsee. Zum Glück für unsere Magen meinte es der Norwegische Wettergott gut mit uns und wir spürten die Wellen aufgrund des ruhigen Meergangs kaum. So konnten wir uns ganz auf die beeindruckende Landschaft am Tag konzentrieren und die genial schönen und überraschend starken Nordlichter in der Nacht geniessen.

Finnmark: Vadsø, Varanger-Halbinsel und Kirkenes

Nach Ankunft in Kirkenes zog es uns per gemieteten Auto weiter auf die Varanger-Halbinsel. Ein wahres Vogelparadies für Experten (was wir leider nicht sind). So beobachteten wir neben dem nicht zu übersehenden Seeadler lieber die zahlreichen Rentiere und Schafe auf ihren Streifzügen. Zudem überrumpelte uns das Nordlicht mitten in der Nacht: Im gemütlichen Häuschen in Ekkerøy (inkl. Sauna mit Meerzugang) wollte ich kurz schauen, ob die Nordlicht-Prognose stimmen könnte und meinte zuerst, verschlafen wie ich war, der Himmel sei bedeckt aufgrund der fehlenden Sternen. Doch als sich der ‚Nebel‘ zu bewegen schien, wusste ich: der ganze Himmel ist voller Nordlichter! Und so standen wir eine Minute später mit dem Pyjama (und ohne Kamera) draussen und konnten unser Glück kaum fassen.

Als Abwechslung zur Natur empfehle ich zudem einen Besuch des eindrücklichen Hexenmahnmals in Vardø.

Nach dem Aufenthalt auf der Varanger-Halbinsel ging es dann schon wieder zurück nach Kirkenes, wo wir noch die Schengen Aussengrenze von Norwegen nach Russland besuchten. Der ‚Russenhoger‘ als kurzer Spaziergang ist hierzu ein perfekter Aussichtspunkt und man kann sich auch schnell mal illegal von den Norwegischen zu Russischen Grenzpfosten bewegen – sozusagen Leben am Limit.

Mit einem solchen Nordlicht-Ausbruch hatte ich niemals gerechnet, sogar die Norwegischen Zeitungen hatten darüber berichtet. Da macht es auch nichts aus, dass die Kamera für einmal im Häuschen blieb – so konnte man das Nordlicht auf den Rücken liegend genügend würdigen.
Aber diese Corona ein paar Stunden zuvor konnten wir bildlich festhalten als Beweis für uns, dass wir nicht geträumt hatten. Und als einer der zahlreichen Anreize, immer und immer wieder nach Norwegen zu kommen 🙂

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